Die Geschichte der Mürren Musig
 

Ein herzliches Dankeschön dem Verfasser Kurt Huggler

Die Musikgesellschaft Mürren 1929-1979

Irgendwann in der ersten Hälfte des Jahres 1929 reifte in einigen «Mürrener- Grinden» die Idee, eine Musikgesellschaft zu gründen. Ein erster Versuch anlässlich der 1. August-Feier verlief positiv und so wurde am 15. August 1929 die feierliche Gründungsversammlung durchgeführt. Mit dem guten Willen als einziges Kapital taten sich 14 Mann unter der Leitung von Trompeter-Wachtmeister Alfred Vögeli, Wilderswil, zusammen, um, wie es im Gründungsprotokoll heisst, «mit Eifer zu üben und durch tüchtiges Streben und Schaffen sowie Einigkeit als gutem Stern, dem Verein zu schöner Bte zu verhelfen». Jedes Mitglied hatte einen monatlichen Beitrag von Fr. 2.50 zu entrichten um den Dirigenten mit Fr. 8.- pro Probe entschädigen zu können. Die Instrumente konnten nur aufgrund eines grosszügigen Darlehens eines von der Idee überzeugten Gönners beschafft werden, und der Lohn für den ersten Auftritt am Altjahrsabend 1929 - vorgetragen wurden der Bernermarsch, ein Zapfenstreich sowie ein Choral - waren einige von den zufriedenen Zuhörern gespendeten Doppelliter Glühwein

Bald schon bestritt der neugegründete Verein einen ansehnlichen Teil des Mürrener Unterhaltungsprogrammes. 1930 wurde während der Wintersaison das erste Konzert mit Theater durchgeführt. Es folgten im Sommer ein Waldfest (Reinertrag Fr. 585.-), die erste Allmendhubel-Bergchilbi sowie der erste Familienabend der auch heute noch ins feste Jahresprogramm gehört.

1931 wurde bereits eine vielsagende Neuerung eingeführt, die auch heute noch die Wichtigkeit eines Mindestmasses an Disziplin dokumentiert: unentschuldigte Absenzen wurden hinfort mit einer Busse von Fr. 1.- gebüsst, heute sind es Fr. 18.-

1933 übernahm Theo Sperling die Leitung der inzwischen auf 18 Mitglieder angewachsenen Gesellschaft und war an den Vereinsanlässen der nächsten 2 Jahre auch gleich persönlich als Tanz-Kapellmeister tätig. Der damalige Sekretär schien ein gutes Musikgehör zu haben, schrieb er doch über die Eröffnung des Waldfestes 1933 folgende Zeilen ins Protokollheft: « ... der Eröffnungsmarsch auf dem Schulhausplatz ist zur allgemeinen Stimmung etwas zu leidlich ausgefallen. Es wäre sehr ratsam, vor jedem öffentlichen Spielen sämtliche Instrumente in Einklang zu bringen! ... " ... nun wir finden ihn später in der Chronik: Otto von Allmen, Dirigent während 10 Jahren von 1944--1954. Vorerst musste der Vorstand wieder auf Dirigentensuche. Herr Sperling zog leider aus beruflichen Gründen aus Mürren weg und auch sein Nachfolger, R. Huys, hielt es kaum länger als ein Jahr in Mürren aus.

Unter der Führung des damaligen Präsidenten und Flügelhornisten Fritz von Allmen, der von seiner Schuhmacherlehre bei Trompeter Vögeli wohl die zündenden Funken zur Gründung des Vereins mitgebracht hatte, konnte der Gimmelwaldner Lehrer Albert Boss als neuer Dirigent gewonnen werden.

Nun wehte ein frischer Wind. 3 Proben pro Woche schufen die nötige Voraussetzung um erstmals an einem Kantonalen Musikfest -1937 in Interlaken teil.

 


 

Die Musikgesellschaft Mürren 1979 mit dem ältesten Mürrener, Christian Feuz

1939. Der Zweite Weltkrieg entbrannte, etliche Musikanten hatten zum Militärdienst einzurücken, Albert Boss wurde als Lehrer nach Grindelwald gewählt, und das Vereinsschifflein schlummerte «in etwas stillen Wassern», wie Sekretär und Paukist Karl Balmer 1943 dem Protokoll anvertraute. Lehrer Hans Meyer schaute während dieser Zeit wie in vielen anderen Mürrener Vereinen auch bei der Musikgesellschaft zum Rechten, doch schlief der Probenbetrieb schliesslich ein und die Hauptversammlung vom 1. April 1944 hatte sich sogar mit der Frage der Auflösung des Vereins zu befassen. Ein neuer Vorstand und der frisch aus dem Dirigentenkurs zum neuen musikalischen Leiter gewählte Otto von Allmen, garantierten aber schliesslich die Weiterexistenz. Nun ging es aufwärts. Vorerst unter dem Präsidium von Hans Moret, der 1946 von Josef Hirsiger abgelöst wurde, welcher die Musikgesellschaft Mürren im gleichen Jahr mit 16 Mitgliedern zum ersten und einzigen Besuch eines Eidgenössischen Musikfestes führte. Auf dieses Hoch folgte ein neues Tief. Während den folgenden Jahren motteten Missmut und Streitereien unter den Mitgliedern und an jeder Jahresversammlung wurde um den Weiterbestand der Gesellschaft, die nun wieder 18 Mitglieder zählte, gerungen. Am 4. Juni 1952 stimmten 7 gegen 3 Mitglieder

gegen eine Auflösung, doch 1954 konnte der drohende Unterbruch nicht mehr aufgehalten werden. Nach 2 Jahren, während denen die Instrumente unbenützt Rost angesetzt hatten, wurde die Liquidation am 1. Mai 1956 mit 7 gegen 2 Stimmen beschlossen.

Offensichtlich gelang damit eine geschickte «Säuberungsaktion», denn auf Initiative von Christian von Allmen, Sattler, wurde 2 Wochen später die Gesellschaft neu gegründet. 10 Mann unter ihnen als Dirigent Bernhard Schweizer, waren gewillt, weiterhin dem Blasmusikwesen zu dienen. Anstelle von Lehrer Schweizer übernahm noch im gleichen Jahr Edi Frei die Direktion und weitere Mitglieder stiessen zur Gesellschaft, die nun auch strenge Jungbläserkurse mit Abschlussprüfung durchführte. Auch die Kameradschaft war wieder ausgezeichnet wie uns ein Bericht von einem fröhlichen «Murbetenfrass- bei Dirigent und Wirt Edi Frei im Wintertal beweist. Die Statuten wurden revidiert, ein anspruchsvolles Tätigkeitsprogramm aufgestellt, schliesslich aus den besten Bläsern eine Bauernkapelle formiert und, laut Protokoll «Herrn Reiser, HotelAlpina, zum Geburtstag gespielt, obschon er nicht alt ist ... ». 1957 übernahm Walter Lieberherr das Präsidium und am 25. August gleichen Jahres folgte ein weiterer Höhepunkt: bei strahlendem Wetter wurde feierlich die Fahne eingeweiht. Nebst den 25 Musikanten war das ganze Dorf auf den Beinen um den Umzug mit der Patengesellschaft Lauterbrunnen zur Eisbahn zu begleiten, wo, umrahmt von flotter Musik und zahlreichen Gratulationen der Fähnrich Heinrich Gertsch die schmucke, neue Fahne entgegennehmen durfte.

Auch finanziell ging es der Gesellschaft nun besser. Jahresbeitrag und Bussen wurden abgeschafft und am 22. Juni 1958 belohnte erstmals eine Musikreise die Aktiven für ihren Einsatz. Mit 2 Autocars ging die Reise ins Seeland und den damaligen Jungmusikanten - heute amtierende Vorstandsmitglieder - war es ein besonderer Spass, mit Trompetengeschmetter die Hühner entlang der Strasse zu erschrecken ...

Alle diese positiven Aspekte konnten es nicht verhindern, dass das MGM-Schiffchen erneut in ein Wellental geriet. Unglückliche Umstände führten zu einer Trennung vom Direktor, viele der im Veteranenalter stehenden Musikanten konnten sich nicht für die moderne, anspruchsvolle Linie des neuen Dirigenten Max Hänni begeistern und obwohl die traditionellen Vereinsanlässe während dreier Jahre mit Erfolg über die Bühne gebracht wurden und auch ein Kreismusiktag in Wilderswil zur Zufriedenheit verlief, kam es 1961 wieder zu einem Stillstand.

Doch lange hielten es die passioniertesten unter den früheren Aktiven und vor allem die Jungmusikanten nicht tatenlos aus. Bald erschienen wieder 9 Mitglieder regelmässig zur Probe, das Tonbandgerät ersetzte das geübte Ohr eines Dirigenten, das Repertoire wurde auf einfachere, volkstümliche Musik umgestellt und langsam aber stetig ging es wieder aufwärts. Anstelle einer Uniform trat ein einfacher, aber zu Mitgliederzahl und Musik gut passender Trachtenkittel, und den Auftritten des nun eher dem Bild der «Dorfmusik» entsprechenden Vereins brachte das Publikum viel Wohlwollen entgegen. Natürlich vertrug die kleine Besetzung kaum die immer wieder auftretenden Wegzüge, aber die Kameradschaft war gut und niemand dachte daran, sich von diesen Schwierigkeiten unterkriegen zu lassen. In eigener Regie wurden nun Jungmusikanten ausgebildet und in der Person von Walter Lieberherr sorgte ein tatkräftiger Präsident für ein aktives Vereinsleben. Zwischen Luzern und Stechelberg hielt zweimal pro Woche ein grüner Sportwagen die Polizei in Atem, wenn Kurt Huggler gegen die Uhr kämpfte um in Mürren die Musikprobe zu leiten und anderntags rechtzeitig wieder am Arbeitsplatz zu stehen. 1971 erfolgte sein Umzug nach Mürren und die endgültige Wahl zum Musikalischen Leiter.

Probenbetrieb und Veranstaltungsprogramm wurden weiter ausgebaut, neue Instrumente angeschafft, das Repertoire mit Egerland-Sound erweitert und weitere Jungbläserkurse durchgeführt. Zusehends steigerten sich das Können, Erfolg und Stimmung im Verein wo eine vorbildliche Kameradschaft die Basis zu neuer Blüte bildete. Die Musikgesellschaft Mürren war wieder ein überall gerngesehener Gast, brachte Stimmung und fand dank guter Leistungen sogar des öftern besondere Erwähnung in der Presse.

1973 wurde eine ehrgeizige Idee in die Tat umgesetzt. Nach harter Probenarbeit entstand im Studio Sonor, Bern, eine gefällige Schallplatte, die zwar keinen Anspruch auf Vollkommenheit der vorgetragenen Polkas erheben konnte, jedoch das Selbstvertrauen der Aktiven stärkte und der Vereinskasse stetige kleine Einnahmen zuführte. Auf Ende Jahr verliess leider der verdiente Präsident W. Lieberherr unser Dorf. Als Nachfolger wurde Kurt Huggler dazu bestimmt, die Geschicke des Vereins zukünftig nicht nur musikalisch, sondern auch organisatorisch zu leiten. Auch der langjährige treue Kassier Werner von Allmen fand eine würdige Nachfolge in Robert Jaun, der in sein Heimatdorf zurückgekehrt, als gewiegter Rechnungsführer und Trompeter fortan in der Gesellschaft aktiv mitarbeitete.

1975 wurde, in Zusammenhang mit dem in vierjährigem Turnus durch die MGM zu organisierenden Talmusiktreffen das Mürrener Blasmusiktreffen aus der Taufe gehoben. Die anspruchsvolle Veranstaltung fand nun im Juli jeden Jahres unter dem Dach des vereinseigenen Festzeltes auf dem Postplatz statt, und ergänzte das kurörtliche Veranstaltungsprogramm mit internationaler Blasmusik, verbunden mit einem guten Unterhaltungsprogramm. Dank grossem Einsatz aller Mitglieder konnte die für den kleinen Verein übergrosse Aufgabe bisher glänzend gemeistert werden. Das Blasmusiktreffen wurde zur festen Einrichtung und dank dem finanziellen Erfolg war es nun möglich, die ausgedienten Instrumente durch neue zu ersetzen, die Uniform durch Hose, Hut und Hemd zu ergänzen und die Jungbläserkurse mit einwandfreiem Material durchzuführen. Der Kontakt mit in- und ausländischen Musikkapellen wirkte sich auch auf das eigene musikalische Können sehr positiv aus, brachte neue Impulse und kameradschaftliche Beziehungen. Die Gegenbesuche waren jeweils ein besonderes Erlebnis, bei denen auch die oft vernachlässigten Familienangehörigen von der vorzüglichen Stimmung unter den Musikanten profitieren durften.

Musikgesellschaft im Jahr 1937

 

Die Musikgesellschaft Mürren im Jahr der Fahnenweihe 1957

 

Dank der vereinsinternen Ausbildungstätigkeit war auch für Nachwuchs gesorgt und 1977, ein Jahr nachdem Sepp Hirsiger als Veteran des Eidgenössichen Musikvereins geehrt und mit der Ehernmitgliedschaft in der Musikgesellschaft Mürren belohnt werden konnte, traten als erste Damen und ausgezeichnete Trompeterinnen Fränzi von Allmen, und bald darauf Anita Jaun der Gesellschaft bei.

Im Jubiläumsjahr nun zählt die Musikgesellschaft Mürren 16 Bläser, 4 gut ausgebildete Jungmusikanten nebst den 2 Fähnrichen Karl und Charly Sigrist. Das vielseitige Repertoire ist mit 48 Stücken sehr umfangreich und das Jahresprogramm bildet einen guten Teil des kurörtlichen Veranstaltungsprogrammes. Mit zum grössten Teil neuen Instrumenten wird weiterhin wacker nach grösserem Können gestrebt und auch punkto Organisation läuft alles in wohlgeordneten Bahnen. Zum gepflegten Inventar gehör eine mehrtausendfränkige Ausrüstung für die Durchführung des jährlichen Blasmusiktreffens wie auch des traditionellen von der Gemeinschaft der Dorfvereine organisierten Dorffestes. Das neueste Vereinswerk ist in Entstehung begriffen. In Fronarbeit soll auf dem Wendi das längst nötige Magazin zur Unterbringung von Festzeit, Bänken, Tischen u. a. m. gebaut werden. Als Höhepunkt und eigenes Geburtstagsgeschenk kann schliesslich anlässlich der Jubiläumsfeier die neue Uniform eingeweiht werden von der man sich erhofft, dass sie der Anfang zu einer weiteren, mit flottem Wirken ausgefüllten Zeit sein möge.

 

Fritz von AllmenGründungsmitglied 

Die Musikgesellschaft Mürren im Gründungsjahr 1929

Fr. Gertsch, Gemeinderat, Präsident …
Fritz von Allmen
, Schuhmacher, Vizepräsident …
Hermann Moret, Kassier
…
Robert Niederer, Sekretär
…
Fritz Feuz-Bühler, Beisitzer
…
Karl Balmer
, Archivar …
Max Moret …
Walter von Allmen
…
Hermann Bühler …
Alfred Jaun
…
Willi von Allmen
…
Hans Feuz …
Otto von Allmen …
Alfred von Allmen …
Direktor: Alfred Vögeli, Wilderswil
…

 

Max Moret Gründungsmitglied

 

Die Musikgesellschaft Mürren im Jubiläumsjahr 1979

Kurt Huggler, Präsident/Leiter
A
lfred Stäger, Vizepräsident
Ro
bert Jaun, Kassier
A
ndreas Feuz, Sekretär
Chris
tian von Allmen, Archivar
Josef H
irsiger, Ehrenmitglied
We
rner von Allmen, Ehrenmitglied
Walter
von Allmen
Edi
Abegglen
Hansuel
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Heinz Ger
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Beat Feu
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WalterJaun
M
arcel Linder
Franziska von Al
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AnitaJaun
Karl Sigrist, Fähnr
ich
Godi Gert
sch, Ehrenmitglied
Charlie Sigr
ist, 2. Fähnrich

Jungbläser

Rene Feuz
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rnhard Srri
Matthias von Allmen
R
ichard von Allmen

Hermann BühlerGründungsmitglied

 

Otto v. Allmen Gründungsmitglied

 

Die Musikgesellschaft am ersten Waldfest 1930

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